Die drei Glocken
Im Turm hängen drei Glocken: die älteste und kleinste der drei, 1475 gegossen, 230 kg schwer und auf
dem Ton c erklingend, stammt aus der Kirche in Ruppertsgrün und wurde erst 1957 nach Zöblitz
gebracht, um die ursprüngliche kleine Glocke zu ersetzen, die im 2. Weltkrieg eingeschmolzen wurde.
Nur ein Jahr jünger ist ihre Schwester, die mittlere Glocke. Sie wurde 1476 gegossen und hängt wohl
seit dem in Zöblitz. Sie trägt die Inschrift: "IN DER ERR MARIA MAGDALENE", wiegt 529 kg und
erklingt auf dem Ton a.
Die größte der drei, wir sehen sie im rechten Bild, wurde im Sommer 1710 von Michael Weinhold in
Dresden gegossen. Sie wiegt 975 kg, misst 113.5 cm im Durchmesser, 81 cm in der Höhe und erklingt
auf dem f, wobei ihr Grundton e' immer ein wenig mitklingt. Aus den Kirchenrechnungen wissen wir,
was ihr Guss gekostet hat: 626 Taler. Dazu kamen aber noch einige Nebenkosten, die den Preis dann
auf insgesamt 737 Taler brachten. Auch einiges andere sehr Interessante erfahren wir. Drei Tage
dauerte es, bis sie damals im Sommer 1710 mit Pferdewagen über Freiberg, Forchheim, Wernsdorf,
Nennigmühle und Sorgau nach Zöblitz gebracht wurde. In Nennigmühle mussten dem Wagen noch
weitere Pferde vorgespannt werden, damit der lange, steile Berg nach Sorgau hinauf bewältigt werden
konnte.
Viele werden sich sehr gefreut haben über den weithin hörbaren Klang der großen Glocke. Wenig
Freude dagegen hatte der damalige Kantor, Gottlob Sander, der für das Läuten zuständig war. Für den
schon älteren Mann, der zudem wenig verdiente, bedeutete die neue Glocke zusätzliche Arbeit oder
aber höhere Ausgaben für Helfer, die ihm diese Arbeit abnahmen. Dafür wollte er eine kleine
Lohnzulage von der Kirchgemeinde. So wandte er sich mehrmals hilfesuchend an den Kurfürsten
August dem Starken in Dresden. Er bekam auch Recht, konnte aber die Erleichterung nicht mehr sehr
genießen. Er starb schon wenige Wochen nach dem für ihn erfreulichen Bescheid aus Dresden im
Jahre 1715.
Sehr schön erkennbar ist bis heute die Glockeninschrift:
"Der Ton fällt nur ins Ohr, das Wort ins Herzens Acker, habs werth, so find` der Feind, euch munter
und auch wacker."
Sie erinnert daran, wozu Glocken bis heute da sind: Sie wollen dazu einladen, in den Gottesdienst
oder Kindergottesdienst zu kommen und auf Gottes Botschaft zu hören - heute wie vor fast 300
Jahren.
Recht interessant sind auch die Namen der Leute, die auf der Rückseite der Glocke genannt werden:
Zu fast jedem ließe sich viel erzählen. Nur zwei Leute wollen wir kurz erwähnen: Den damaligen
Zöblitzer Pfarrer Johann Wolfgang Rösch, geboren 1650 in Augustusburg und ab 1687 Pfarrer in
Zöblitz. Lange 18 Jahre litt er an einer Entzündung an seinem Bein, vielleicht einer Art Thrombose ,
ohne daß ihm geholfen werden konnte, bis er 1715, nur in wenigen Tagen Abstand von seinem Kantor
Gottlob Sander gestorben ist. Auch die Glockenweihe hat er als kranker Mann erlebt.
Der andere, von dem wir kurz erzählen möchten, ist Elias Baldauff. Er arbeitete als Zeug- und
Leineweber hier in Zöblitz, stellte also Stoffe für Kleider und Gebrauchswäsche her, und starb in
Zöblitz 1751 im Alter von 77 1/2 Jahren. Bei der Glockenweihe 1710 muss er demnach ungefähr 36
Jahre alt gewesen sein. Er war damit der Jüngste der Kirchvorsteher und musste deshalb bei der
Glockenweihe als "Laufbursche" arbeiten. Mindestens vier Mal lief er nach Dresden, um dem
Glockengießer die Raten für die neue Glocke zu überbringen.
Nachdem die Glocke über 230 Jahre Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst gerufen hatte, wurde sie
1942, im 2. Weltkrieg, vom Turm geholt und nach Hamburg gebracht. Dort sollte sie eingeschmolzen
und aus ihrem Metall Waffen hergestellt werden. Wie durch ein Wunder blieb sie aber erhalten und
konnte zu Pfingsten 1950 wieder in die Heimat zurückkehren, wo sie bis heute treu ihren Dienst
versieht.