Seit 1742 erklingt sie in der Zöblitzer
Stadtkirche: Die Orgel des großen Freiberger
Meisters Gottfried Silbermann (1683 -1753). Sie
ist eine seiner mittelgroßen Orgeln. Ähnlich wie
bei ihren "Schwestern" in Forchheim,
Reinhardtsgrimma, Crostau und Fraureuth
verteilen sich auf die beiden Manuale
(Handtastenreihen) und das Pedal (der
Tastenreihe für die Füße) folgende zwanzig
Register oder Stimmen:
1. Manual (Hauptwerk)
1. Principal 8'
2.
Octava 4
3.
Quintadena 8'
4.
Rohrflöte 8'
5.
Cornett 3 fach
6.
Spitzflöte 4'
7.
Quinta 3'
8.
Octava 2
9. Mixtur 4 fach
2. Manual (Oberwerk)
1. Gedackt 8'
2. Rohrflöte 4'
3. Nassat 3'
4. Octava 2
5. Tertia 1 3/5'
6. Quinta 1 1/2'
7. Sufflet 1'
8. Cymbeln 2 fach
Die meisten der reichlich 1000 Orgelpfeifen sind aus englischem Zinn gefertigt.
Alte Schriftstücke in unserem Pfarrarchiv informieren uns sehr gut über die Geschichte der Zöblitzer
"Königin der Instrumente". Schon seit 1613 hatte die Kirche eine kleinere Orgel, die mehrfach, u.a.
1620 und 1654, repariert und ergänzt wurde. Wahrscheinlich waren vor den Pfeifenreihen bemalte
Flügeltüren angebracht. Zur Zeit des Kirchenbaus befand sie sich aber in einem so schlechten
Zustand, dass ein Neubau erforderlich wurde.
Seit 1736 war die Kirchgemeinde dazu mit Silbermann in Verbindung, schon am 25.04.1736 hatte
man einen Vertrag zwischen ihm und der Kirchgemeinde entworfen, aber man verhandelte auch mit
dem Buchholzer Orgelbauer Johann Tobias Dressel (1687 - nach 1741).
Erst am 20. Juni 1738 wurde der Vertrag mit Silbermann abgeschlossen. der eine Übergabe der
Orgel im Sommer/Herbst 1740 vorsah. Offensichtlich durch viele Aufgaben Silbermanns, aber wohl
auch durch Finanzprobleme der Kirchgemeinde zog sich der Termin hinaus.
Erst am 8./9. März 1742 wurden die Wagen mit den Orgelteilen aus Freiberg nach Zöblitz gebracht
und die Gesellen Silbermanns begannen mit der Arbeit, wegen Krankheit konnte der Meister erst
später dazukommen. Für 18 Wochen wohnten die Orgelbauer im Haus der Anna Maria Entzmann an
der Olbernhauer Straße, bis dann am 15. Juli 1742 die Orgel in einem feierlichen Gottesdienst
übergeben werden konnte. Die Prüfung der Orgel nahm in Anwesenheit Silbermanns Kantor Krause
aus Annaberg vor.
Nach dem Gottesdienst wurde ein Orgelschmaus gehalten. Schauen wir einmal auf den
"Einkaufszettel" dazu: Kalbfleisch, Fische und Krebse, Petersilie, Salat und Essig, Brot, Forellen,
Coffee, Zucker, Pfeffer, Safran, Muskat und Blüten, Wein, Tabak, Pfeifen und Baumöl, sowie
reichlich in Zöblitz gebrautes Bier waren eingekauft worden.
Silbermann bekam für die Orgel in Zöblitz den gleichen Betrag wie für viele der Orgeln dieser Größe:
800 Taler, dazu aber gab es für ihn selbst noch 2 Taler 18 Groschen und für seine Gesellen 4 Taler
Trinkgeld. Insgesamt fielen reichlich 156 Taler Nebenkosten an. Die besonders von der Gemeinde
Pobershau als sehr hoch empfundenen Kosten führten noch am Tag der Orgelweihe zu einem Streit,
der 10 Jahre währte. Da Silbermann bis zum Tag der Orgelweihe noch nicht den vollen vereinbarten
Betrag erhalten hatte, erhob er gegen die "Commune Zöblitz und die eingepfarrten Dorfschaften"
Klage beim Amt Lauterstem. Er forderte die Bezahlung der noch ausstehenden Summe, "andernfalls
wolle er nach Freiberg reiten und den Orgelschlüssel mitnehmen".
Während die anderen Orte zu zahlen bereit waren, weigerte sich der Pobershauer Richter Johann
George Schönherr (1693 - 1775), die 65 Taler, die der Pobershauer Kommune abverlangt werden, zu
begleichen. Um die Situation zu entspannen, stellte die Kommune Zöblitz Silbermann einen
Schuldschein dafür aus. Pobershau wurde zur Zahlung verpflichtet, aber Schönherr begann
daraufhin einen mit bösen Briefen geführten Kampf gegen den Zöblitzer Pfarrer Steinbach. In einer
Klageschrift vom 12. Juni 1745 "im Namen der Communen Zöblitz, Ansprung, Sorgau, Grundau und
Pobershau" an den Kurfürsten "wegen des allzu kostbaren Kirchen- und Orgelbaus" wirft er
Steinbach u.a. vor, dass beim Orgelbau zu wenig altes Material wiederverwendet worden ist, dass es
über den Kirchenbau keine ordentliche Belegführung gibt und dass an Silbermann und seine
Mitarbeiter zu hohe Trinkgelder und Wechselgebühren gezahlt wurden. Er behauptet, dass der
"Orgelbauer aus Buchholz" (Johann Tobias Dressel) die gleiche Orgel für 600 Taler gebaut hätte, für
die Silbermann 800 Taler verlangte. Dazu kamen bei Silbermann noch 156 Taler Nebenkosten.
Steinbach hätte die Vertreter der "Communen" erpresst "wenn Silbermann den Auftrag bekommt,
setze ich mich dafür ein, dass zur Entlastung der Communen 300 Taler aus dem Kirchenvermögen
zum Orgelbau beigesteuert werden. Außerdem übernimmt die Kirchgemeinde, wenn Silbermann
baut, spätere Reparaturkosten, im anderen Falle haben die Communen diese zu tragen." Schönherr
lässt seine Angaben noch durch eine Unterschriftenaktion bestätigen, bei der aber wohl viele nicht
wussten, was sie unterschrieben. Offenbar auf Betreiben des Zöblitzer Kirchvorstehers Elias Baldauff
erfolgte im Oktober 1746 eine Gegen-Unterschriftenaktion, in der viele Gemeindeglieder erklärten,
nichts vom Vorstoß Schönherrs gewusst zu haben und völlig mit dem Kirchenbau und Pfarrer
Steinbach zufrieden zu sein.
1747 hat die Orgel von dem Maler Johann Anton Fuchs aus Böhmisch-Katharinenberg ihre schöne
Bemalung bekommen. Leider wurde diese - wie beim Altar - schon 1839 mit weißer Ölfarbe
überstrichen. 1894 und 1903 erfolgten Reparaturen und Umbauten an der Orgel, die ihr aber zum
Nachteil gereichten. Eine Erneuerung 1952, vor allem jedoch die durch eine großzügige Spende von
Hubert Hofer möglich gewordene Gesamtrestaurierung von 1997 konnten der Orgel ihr schönes altes
Klangbild und ihr herrliches Äußeres zurückgeben.
Bilder der Orgel